Im Norden von Berlin, ca. 60 km vom Alexanderplatz entfernt, befinden sich die wildreichen Wälder der Schorfheide. Kurfürsten, Könige, Kaiser, Reichskanzler, Reichspräsidenten und Reichsmarschälle ließen sich hier bereits das edle Rotwild vor die Büchsen treiben und nahmen es aufs Korn. Dies sollte sich auch nach dem politischen Farbwechsel ab 1945 nicht ändern.
Der Staatsratsvorsitzende der DDR und Generalsekretär des ZKs der SED, Erich Honecker, war ebenso leidenschaftlicher Jäger wie zahlreiche weitere Mitglieder seines Politbüros. Alle lebten sie, abgeschottet von der normalen DDR Bevölkerung, in der Waldsiedlung Wandlitz.
Darüber hinaus hatte eine Vielzahl der Bewohner der Waldsiedlung weitere Ferien-, Freizeit- und Jagdanwesen auf dem Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik. Erich Mielke frönte der Jagd auf seinem Anwesen in Wolletz bei Angermünde und Günter Mittag kehrte regelmäßig mit Horrido im Schlufter Jagdhaus ein.
Honecker hingegen fand sein jagdliches Eden in der Nähe des nahegelegenen Ortes Groß Schönebeck, dem Tor zur Schorfheide. Hier ließ er das Jagdhaus Wildfang und umfangreiches Nebengelass errichten. Mitten im großen Waldgebiet entstand auf einem 10.000 Quadratmeter großem Areal neben dem Jagdhaus ein Garagenkomplex, Wirtschaftsgebäude, Unterkünfte für die Wachmannschaften und ein Bootshaus am nahe gelegenen Pinnowsee.
So oft wie möglich ließ sich Honecker in die Schorfheide fahren um auf Jagd zu gehen. Ein großes Gefolge sorgte für einen reibungslosen Ablauf und das MfS für die Sicherheit des Staatsoberhauptes. Waidgerechtes Jagen wird Honecker aber nicht nachgesagt. So soll er u.a. aus dem fahrenden Fahrzeug geschossen haben. Ebenso hatten die Mitarbeiter dafür zu sorgen, dass auch bei der Jagd Honecker die meisten und prachtvollsten Abschüsse für sich verbuchen konnte. Nach einer erfolgreichen Jagd wurde Honecker die Waffe abgenommen und von seinem Personal gereinigt. Stets suchte er im Anschluss die Wildhalle auf um sein erlegtes Wild freudig zu begutachten. Das Aufbrechen übernahmen natürlich ebenfalls seine Jagdbegleiter/Personenschützer, die von den Einheimischen liebevoll „Büchsenspanner“ genannt wurden.
Heute wie damals ist das Jagdhaus Wildfang nicht einfach zu finden. In Groß Schönebeck der Alten Joachimsthaler Straße folgend, erblickt man ca. 3 km nach dem Ortsausgangsschild ein altes Parkplatzschild und einen schmalen, zugewucherten Parkstreifen auf der linken Seite. Wenn man mit dem Auto unterwegs ist, sollte man diese Parkmöglichkeit auch nutzen und den rechten Stichweg 30m vor dem Parkplatz folgen. Dieser Weg führt genau auf das Haupttor des Geländes zu. Für den Sonntagsausflug empfiehlt sich auch die Anreise mit der Heidekrautbahn bis nach Groß Schönebeck und weiterfahrt mit dem Fahrrad.
Literaturtipps*:
Das Gelände ist komplett umzäunt und wurde bis zuletzt von der Naturwacht genutzt. Aus diesem Grund sind die Gebäude auch noch sehr gut erhalten. Die Naturwacht ist mittlerweile in den Groß Schönebecker Bahnhof umgezogen und bietet dort auch eine interessante Ausstellung an. Dennoch hat man evtl. Glück am Wildfang und trifft auf einen netten Ranger, der einen auf das Gelände lässt um einen besseren Eindruck zu bekommen und Fotos machen zu können.
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Hallo Patrick,
vielen Dank für Dein Engagement. Da unser Team regelmäßig für selbstorganisierte Events oder Ausflüge die Schorfheide bereist, werden wir diesen Ort bestimmt demnächst einmal aufsuchen.
Vielen Dank für Deine Info und weiterhin viel Erfolg.
Dirk
Hallo Dirk,
vielen Dank für das Lob! Für Eure Tour kann ich auch sehr das Gelände am Bogensee empfehlen, da es praktisch auf dem Weg zum Jagdhaus Wildfang liegt. Einst Rückzugsort von Joseph Goebbels und anschließend Kaderschmiede der SED. Der Artikel über das historische Areal am Bogensee wird demnächst online gehen. Bildmaterial gibt es dann natürlich auch wieder dazu.
Viele Grüße
Patrick
Hallo Patrick wer ist jetzt der Eigentuemer von dem Jagdhaus Wildfang? Es waere nicht schlecht ein Restaurant daraus zu machen mit Unterkunft.
Gruss Jens
Das ist Historie. Ob nun rühmlich bewohnt oder nicht, so soll man doch nicht alles kulturelle in irgendwelche Tourikaschemmen verwandeln. Oder abreißen und neu bebauen. Zeitgeschichte darf gerne genau so erhalten bleiben.
Gute Sache
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Gruß
Ulf Leonhard
Hallo Patrick, kann ich Dich auch kontaktieren ohne hier gleich veröffentlich zu werden?
Es geht um ein Zitat Deines blogs im Zusammenhang mit einem Projekt von mir.
Freue mich über eine zeitnahe Antwort. Vielen Dank, Anne
Hallo,ein kleiner Tipp!
In der Ortschaft 14641 Pessin ,gleich neben der Kirche steht das älteste Herrenhaus vom Land Brandenburg(1600…)ganz vergessen von der Öffentlichkeit.
Gerhard